Lehrprojekt im Jahr 24/25
Das Projekt „Impact-Messung in der Kulturvermittlung“ im Rahmen des Masterstudiengangs Kunstvermittlung und Kulturmanagement ist eine Fortsetzung der Initiative „Dein Kunstpalast – Ansätze zur Impact-Messung“. Ziel ist es, die positiven gesellschaftlichen Auswirkungen der Museumsarbeit, den sogenannten „Handprint“, zu bewerten und ihren Beitrag zur Erreichung der globalen Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 zu analysieren.
Der Schwerpunkt liegt auf der Messung des sozialen Impacts von Museumsaktivitäten und ihrem Beitrag zur kulturellen Teilhabe und den Sustainable Development Goals (SDGs). Eine Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO, 2019) zeigt beispielsweise, dass Kunst und Kultur das Potenzial haben, Gesundheit und Wohlbefinden positiv zu beeinflussen. Das Projekt geht jedoch über diese Aspekte hinaus und untersucht umfassendere gesellschaftliche Auswirkungen.
Im folgenden finden Sie Zusammenfassungen unserer bisherigen Workshops und Exkursionen sowie unsere vorläufigen Ergebnisse.
Bisherige Ergebnisse
Vier Gruppen von Studierenden des Masterstudiengangs "Kunstvermittlung und Kulturmanagement» arbeiteten aktiv an der Erhebung von Daten. Jede Gruppe konzentrierte sich dabei auf unterschiedliche Wirkungspfade, die bereits im vorherigen Projekt „Dein Kunstplast – Ansätze zur Impact-Messung“ identifiziert wurden:
- Museum als Wohlfühlort
- Nachbarschaft und Community-Building
- Kulturelle Teilhabe und Education
- Stärkung des städtischen Netzwerks
Die Veranstaltung umfasste ein vielfältiges Programm, das unterschiedliche Zielgruppen ansprach:
- Live-Musik: Ein Auftritt lokaler Musiker*innen sorgte für eine entspannte und einladende Atmosphäre.
- Führung durch den Kunstpalast: Den Teilnehmenden wurde eine exklusive Führung durch die Ausstellungen des Museums geboten, bei der sie sich intensiv mit der Kunst auseinandersetzen konnten.
- Teilnehmende aus den umliegenden Stadtteilen: Besonders erfreulich war die rege Beteiligung von Bewohner*innen aus den benachbarten Vierteln, was die Bedeutung des Museums als Ort für kulturelle Teilhabe und Gemeinschaftsbildung unterstrich.
Die Veranstaltung diente nicht nur als Plattform für den Austausch zwischen den Studierenden und den Teilnehmenden, sondern auch als Testfeld für die entwickelten Messansätze. Die gesammelten Daten werden in der Zukunft ausgewertet, um die Effektivität der Indikatoren zu überprüfen und konkrete Handlungsempfehlungen für zukünftige Veranstaltungen abzuleiten.
Die Kombination aus kulturellem Programm und gezielter Datenerhebung hat gezeigt, wie Museen als Orte der Begegnung und gesellschaftlichen Teilhabe einen Beitrag zu den SDGs leisten können.
Am 6. Dezember fand ein vierstündiger Workshop statt, bei dem die im Kunstpalast gesammelten Daten analysiert wurden. Gemeinsam mit Selina Kahle aus Potsdam und Dr. Julia Römhild haben vier Gruppen von Studierenden ihre Beobachtungen strukturiert und ausgewertet.
Ablauf des Workshops:
- Übertragung der Beobachtungsergebnisse: Selina Kahle führte die Teilnehmenden durch den Prozess der Datenübertragung.
- Gruppenarbeit: Jede der vier Gruppen analysierte ihre Beobachtungen zu den Wirkungspfaden (z. B. Wohlfühlort, Community-Building).
- Visualisierung: Ergebnisse wurden auf Gruppenplakaten festgehalten.
- Präsentation und Austausch: Gruppen präsentierten ihre Plakate und tauschten ihre Meinungen aus.
Der Workshop ermöglichte eine intensive Auseinandersetzung mit den gesammelten Daten und legte die Grundlage für die Weiterentwicklung des Projekts. Die erarbeiteten Gruppenplakate werden in den nächsten Wochen detailliert ausgewertet und in die weiteren Schritte des Projekts integriert.
Besonders wertvoll war die Zusammenarbeit mit Selina Kahle und Dr. Julia Römhild, deren methodische Expertise maßgeblich zum Erfolg des Workshops beitrug. Der interaktive Charakter des Workshops sowie der konstruktive Austausch zwischen den Gruppen wurden von allen Teilnehmenden als äußerst bereichernd empfunden.
Am 13. Dezember 2024 fand der zweite Workshop im Rahmen des Projekts „Impact-Messung in der Kulturvermittlung“ statt. Der Fokus des Workshops lag auf dem thematischen Impuls und der Übertragung globaler Nachhaltigkeitsziele (SDG) auf den Kulturbereich.
Ablauf des Workshops:
- Impulsvortrag von Insa Schrader: Unter dem Titel „Healing Culture“ beleuchtete der Vortrag den Zusammenhang zwischen Kunst, Kultur und den Nachhaltigkeitszielen SDG 3 (Gesundheit und Wohlbefinden). Frau Schrader zeigt an zahlreichen Beispielen auf, wie Kunst und Kultur im beispielsweise Gesundheitsbereich schon jetzt eingesetzt werden, um das Wohlbefinden und die Selbstermächtigung von Patienten zu verbessern und so über kulturelle Teilhabe positive gesellschaftliche Wirkung zu entfalten.
- Übertragung auf den Kulturbereich: Die Teilnehmenden diskutierten, wie die vorgestellten Ansätze praktisch in die Arbeit von Museen und kulturellen Institutionen integriert werden können.
Der Workshop bot inspirierende Impulse und praxisnahe Ansätze für die Weiterentwicklung des Projekts. Der Vortrag regte zu neuen Perspektiven und konkreten Überlegungen an, wie kulturelle Teilhabe als Mittel zur Erreichung der SDGs genutzt werden kann.
Am Freitag, den 24. Januar 2025, fand die erste Kurssitzung des neuen Jahres im Rahmen des Seminars „Impact-Messung in der Kulturvermittlung: Praxisorientierte Ansätze und Methoden“ statt. Dafür wurde die Zeche Zollverein in Essen besucht, um sich intensiv mit der Wirkungsmessung in kulturellen Einrichtungen auseinanderzusetzen. Auch die Stiftung Zollverein verfolgt das Ziel, die Wirkung kultureller Angebote auf die Teilnehmenden zu analysieren, Zielgruppen gezielt anzusprechen und langfristige Strukturen für die Quartiersarbeit zu schaffen.
Unter der Leitung von Dr. Helena Lischka, Leiterin der Strategischen Standortentwicklung der Stiftung Zollverein, wurde ein Teil des Denkmalpfads erkundet. Dabei erhielten die Teilnehmenden umfassende Informationen über die „schönste Zeche der Welt“, ergänzt durch einen beeindruckenden, wenn auch wetterbedingt stürmischen, Panorama-Ausblick vom Dach der Kohlenwäsche mit Sicht auf große Teile des Ruhrgebiets.
Zentrale Erkenntnisse aus der Führung
- Herausfordernde Vermittlung: Viele Aspekte der Industriekultur sind nicht selbsterklärend. Maschinen und komplexe Prozesse erfordern ausführliche Erläuterungen, um verständlich vermittelt zu werden.
- Personal als Schlüsselfaktor: Führungen sind essenziell, da der Zugang zu bestimmten Bereichen ohne Guides nicht möglich ist. Das Fachwissen der Guides spielt eine entscheidende Rolle für die Qualität der Vermittlung.
- Verfügbarkeitsprobleme: Führungen auf Deutsch und Englisch sind stark nachgefragt, doch die Anzahl der verfügbaren Guides reicht nicht aus, um die hohe Nachfrage zu decken.
Die Exkursion zur Zeche Zollverein verdeutlichte praxisnah zentrale Aspekte der Impact-Messung in der Kulturvermittlung. Die vor Ort gewonnenen Erkenntnisse unterstreichen die Bedeutung gezielter Evaluationsmethoden, um kulturelle Angebote an die Bedürfnisse unterschiedlicher Zielgruppen anzupassen und nachhaltige Vermittlungsstrategien zu entwickeln.
In der vierten Sitzung des Kurses wurde der Fokus auf die Entwicklung von Key Performance Indicators (KPIs) im Rahmen der bereits identifizierten gesellschaftlichen Wirkungspfade gelegt. Jede der vier Gruppen arbeitete gezielt an der Konkretisierung ihrer jeweiligen SDG-orientierten Ziele und der Definition von geeigneten Indikatoren, um die Wirkung des Museums messbar zu machen.
Fokus der Gruppenarbeiten: Ableitung von KPIs
Die Gruppen orientierten sich an den folgenden vier zentralen Wirkungspfaden:
1. Nachbarschaft und Community-Building (SDG 11 – Nachhaltige Städte und Gemeinden)
- KPI: Das Museum als „Dritter Ort“ für Nachbarschaften und Communities
- Fokus auf die Analyse von Verweildauer, wiederkehrenden Besuchen und der Nutzung konsumfreier Räume zur Stärkung des Gemeinschaftsgefühls.
- Untersuchung der Gestaltung und Atmosphäre der Räumlichkeiten als Faktor für soziale Interaktion.
2. Museum als Wohlfühlort (SDG 3 – Gesundheit und Wohlbefinden)
- KPI: Förderung von Selbstermächtigung und Wellbeing im musealen Kontext
- Analyse der Orientierungsmöglichkeiten für Besucher:innen, Barrierefreiheit und deren Einfluss auf die Aufenthaltsqualität.
- Identifikation von Indikatoren für Selbstwirksamkeit und Wohlbefinden in Kulturräumen.
3. Teilhabe und Education (SDG 4 – Hochwertige Bildung)
- KPI: Kulturelle Bildung als Mittel zur Förderung des Interesses an Kunst und Kultur.
- Untersuchung des Einflusses von Workshops, Führungen und digitalen Angeboten auf das kulturelle Interesse.
- Betrachtung von Verhaltensänderungen nach Bildungsangeboten (z. B. weitere Museumsbesuche, langfristiges Engagement).
4. Stärkung des städtischen Netzwerks (SDG 17 – Partnerschaften zur Erreichung der Ziele)
- KPI: Museale Netzwerkbildung durch die Einbindung von Multiplikator:innen.
- Erfassung der Qualität und Nachhaltigkeit von Kooperationen sowie der Reichweite des Netzwerks.
- Identifikation von Lücken im Netzwerk und Möglichkeiten zur Optimierung der Zusammenarbeit.
Erkenntnisse und Ausblick
In dieser Sitzung konnten alle Gruppen erste KPIs als Oberziele definieren, die weiter entlang der Impact-Value-Chain konkretisiert werden sollen. In den nächsten Sitzungen wird der Fokus darauf liegen, praktische Messmethoden zu entwickeln, um die erarbeiteten Indikatoren sinnvoll zu erfassen und in den musealen Kontext zu integrieren. Ziel ist es, eine fundierte Basis für die zukünftige Bewertung und Steuerung von gesellschaftlicher Wirkung im Museumskontext zu schaffen.