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Vorläufige Projektergebnisse

1. Zielsetzung

Unser Ziel ist es, die positiven gesellschaftlichen Wirkungen von Museumsaktivitäten sichtbar zu machen. Dies dient mehreren Zwecken:

  • Selbstreflexion: Museen sollen ihre eigene Wirkung besser verstehen und gezielt steuern können.
  • Öffentlichkeitsarbeit: Die Kommunikation gesellschaftlicher Beiträge stärkt das öffentliche Image von Museen und erhöht die gesellschaftliche Anerkennung.
  • (Nachhaltigkeits-)Berichterstattung: Museen stehen zunehmend in der Verantwortung, ihre Beiträge zu gesellschaftlicher Entwicklung und Nachhaltigkeit transparent darzustellen – sei es in internen Berichten, Förderanträgen oder gegenüber politischen Entscheidungsträgern.

Um diesen Zielen näherzukommen, wollen wir von der theoretischen Auseinandersetzung mit gesellschaftlicher Wirkung in die praktische Messung einsteigen. Der Prozess umfasst folgende Schritte:

  1. Erstellung eines Konzepts: Die Entwicklung eines methodischen Rahmens, der an die spezifischen Ziele und Strukturen der jeweiligen Institution angepasst ist.
  2. Messung positiver gesellschaftlicher Auswirkungen: Durch geeignete Indikatoren und Methoden werden die Veränderungen und Effekte dokumentiert.
  3. Berichterstattung: Die erhobenen Daten werden für verschiedene Zielgruppen – intern wie extern – verständlich und wirkungsvoll aufbereitet.

2. Impact-Value-Chain und die Theorie of Change als methodische Grundlage

Die Impact-Value-Chain beschreibt die Kette von Einflussfaktoren, die von einer Maßnahme bis zur langfristigen gesellschaftlichen Wirkung führen. Sie besteht aus folgenden Elementen:

  • Input: Ressourcen, die in eine Aktivität investiert werden. Voraussetzungen für die Entfaltung von Impact.
  • Output: Direkt messbare Ergebnisse der Aktivität (z. B. Anzahl der Veranstaltungen oder Besucher:innen).
  • Outcome: Mittelfristige Veränderungen bei den Zielgruppen (z. B. gestiegene Teilhabe oder Wohlbefinden).
  • Impact: Langfristige gesellschaftliche Wirkung über die Zielgruppen hinaus (z. B. nachhaltige kulturelle Teilhabe).

Die Theory of Change beschreibt, wie und warum eine gewünschte Veränderung (Impact) in einem bestimmten Kontext erreicht werden kann. Sie entspricht im Wesentlichen dem Vorgehen der Impact Value Chain.

  • Wirkungspfad: Identifikation von notwendigen Voraussetzungen und deren Veränderung als Beitrag zur Zielerreichung.
  • Ableitung von KPIs:
    • KPIs messen die wichtigsten Schritte auf dem Weg zum Impactziel.
    • Wirkungsebenen (Unterzielgrößen) dienen als Indikatoren für Fortschritt.
    • Annahmen über Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge müssen regelmäßig überprüft werden.

3. Fokus der Gruppenarbeiten: Ableitung von KPIs in Wirkungspfaden

Um die Messung gezielt voranzutreiben, wurden bereits im Lehrprojekt aus dem Wintersemester 23/24 vier zentrale gesellschaftliche Wirkungspfade identifiziert, die sich an den Sustainable Development Goals (SDGs) orientieren:

  1. Nachbarschaft und Community-Building (SDG 11 – Nachhaltige Städte und Gemeinden)
  2. Museum als Wohlfühlort (SDG 3 – Gesundheit und Wohlbefinden)
  3. Teilhabe und Education (SDG 4 – Hochwertige Bildung)
  4. Stärkung des städtischen Netzwerks (SDG 17 – Partnerschaften zur Erreichung der Ziele)

Jeder dieser Wirkungspfade wird derzeit von einer Studierendengruppe in den Blick genommen. Diele Ziele der Gruppenarbeiten bestehen darin, die Wirkungspfade zu konkretisieren, spezifische Key Performance Indicators (KPIs) abzuleiten und anhand von Messungen zu evaluieren.

Was sind KPIs?

Key Performance Indicators (KPIs) sind messbare Kennzahlen, die den Fortschritt in Bezug auf strategische Ziele einer Organisation erfassen. Sie dienen dazu, Veränderungen sichtbar zu machen und Organisationen zu steuern. Im Impact-Kontext sind KPIs nur aussagekräftig, wenn sie kontextbezogen sind und die Einflussmöglichkeiten der Institution klar ersichtlich sind.

 

4. Ergebnisse der Gruppenarbeiten Im Januar 2025: KPIs auf Ebene des gesamtgesellschaftlichen Impacts

Jede Gruppe leitet im Rahmen Ihres jeweiligen Wirkungspfads einen KPI als Oberziel ab, welcher wiederum entlang der Impact-Value-Chain für die unterschiedlichen Wirkungsebenen konkretisiert wird und zu praktischen Messungen führen soll.

KPI: Das Museum als „dritter Ort“ für Nachbarschaften und Communities.

Fragestellungen:

  • Wie misst man, ob ein Museum als „Dritter Ort“ angenommen wird? (z. B. Verweildauer, wiederkehrende Besuche, informelle Nutzung durch verschiedene Gruppen)
  • Wie kann ein Museum (Konsumfreie) Räume schaffen und die Raumnutzung für Nachbarschaften und Communities anregen?
  • Welche Bedürfnisse haben Nachbarschaften oder Communities an konsumfreie Räume, und wie kann ein Museum darauf reagieren?
  • Welche Rolle spielen die Gestaltung und Atmosphäre der Räumlichkeiten für die Nutzung durch die Community?
  • Wie kann man qualitative Indikatoren wie das Zugehörigkeitsgefühl oder die soziale Interaktion erfassen?
  • Gibt es erfolgreiche Beispiele für Museen (oder andere öffentliche Institutionen) als soziale Treffpunkte, und welche Erkenntnisse lassen sich daraus übertragen?

KPI: Förderung von Selbstermächtigung und Wellbeing im musealen Kontext.


Fragestellungen:

  • Wie misst man den Einfluss kultureller Bildung auf das langfristige Interesse an Kunst und Kultur?
  • Wie wird kulturelle Bildung durch Angbeote (z.B. Workshops, Führungen) gefördert?
  • Welche Formate (Workshops, Führungen, digitale Angebote) sind besonders wirksam für verschiedene Zielgruppen?
  • Welchen Einfluss haben Kunstvermittler*innen?
  • Was motiviert Besucher*innen an kulturellen Angeboten teilzuhaben?
  • Passieren Verhaltensänderungen (z. B. weitere Besuche oder Interesse an verwandten Themen)?

KPI: Kulturelle Bildung als Mittel zur Förderung des Interesses an Kunst und Kultur.


Fragestellungen:

  • Wie misst man den Einfluss kultureller Bildung auf das langfristige Interesse an Kunst und Kultur?
  • Wie wird kulturelle Bildung durch Angbeote (z.B. Workshops, Führungen) gefördert?
  • Welche Formate (Workshops, Führungen, digitale Angebote) sind besonders wirksam für verschiedene Zielgruppen?
  • Welchen Einfluss haben Kunstvermittler*innen?
  • Was motiviert Besucher*innen an kulturellen Angeboten teilzuhaben?
  • Passieren Verhaltensänderungen (z. B. weitere Besuche oder Interesse an verwandten Themen)?

KPI: Museale Netzwerkbildung durch die Einbindung von Multiplikator:innen.


Fragestellungen:

  • Wie misst man die Qualität von Kooperationen und Netzwerken?
  • Wie kommen Netzwerke zustande?
  • Wie viele und welche Akteur:innen sind al Multiplikator:innen aktiv in das Netzwerk eingebunden? (z. B. Schulen, soziale Initiativen, lokale Unternehmen)
  • Welche „Lücken“ lassen sich im Netzwerk identifizieren und füllen?
  • Wie nachhaltig sind die geschaffenen Kooperationen? (Laufzeit, Intensität der Zusammenarbeit, Abhängigkeit von einzelnen Personen)

5. Fazit und Ausblick

Durch die Kombination von KPIs, der Impact-Value-Chain und der Theorie of Change können Museen ihre gesellschaftliche Wirkung nicht nur messen, sondern auch aktiv gestalten. Die nächsten Schritte bestehen darin, die entwickelten KPIs in der Praxis zu testen, ihre Aussagekraft zu evaluieren und auf dieser Basis das Konzept weiterzuentwickeln.

Literatur:

  • Birnkraut, G. (2024). Evaluation im Kulturbetrieb: Werteorientierung, Wirkungsmessung, Impact (3rd ed. 2024.). Springer Fachmedien Wiesbaden Imprint: Springer VS. doi.org/10.1007/978-3-658-43174-7
  • Daldrup, V., Madina, I., Pomp, C., Schmidt, S., & Stadermann, J. (2022). Whitepaper WTT Impact Canvas: Entwicklung und Pilotierung eines Canvas zur Darstellung der Wirkung von Transfermaßnahmen. Technische Hochschule Wildau; Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg.
  • ICV Internationaler Controller Verein e.V. Fachkreis Green Controlling (2020): Rolle des Impact Measurement in der integrierten Unternehmenssteuerung – Leitplanken und Handlungsempfehlungen für die Implementierung eines neuen strategischen Steuerungsinstruments, Whitepaper des Fachkreises Green Controlling for Responsible Business, Wörthsee.
  • Loth, A., Köller, C., Pinter, J. (2021): Impact erfassen und darstellen – Leitfaden zur Ermittlung von Indikatoren musealer Wissenstransferleistung, Handreichung, Museum für Naturkunde Berlin, doi.org/10.7479/hxh6-0109